Fotoausstellung »Wieviel Kamera braucht der Mensch?«


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Einladung

Gemeinsam mit Jens Polz stellte ich vom 20.1.2014 bis Mitte März 2014 Schillerhof-Café in Jena Bilder aus, die mit alten Analogkameras entstanden und von uns von Hand abgezogen wurden.

Wieviel Kamera braucht der Mensch?

(Begleittext zur Ausstellung, Jens Polz & Thomas Lotze im Januar 2014)

Thomas' Titelrahmen der Ausstellung

Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 1,2 Millionen digitale Spiegelreflex- und Systemkameras für durchschnittlich jeweils über 600€ verkauft (nach Angaben des Photoindustrie-Verbands e.V.) Jedes Jahr werden diese Zahlen größer. Bedeutet das aber auch, daß es immer mehr ambitionierte Fotografen gibt, und spiegelt sich der technische und finanzielle Aufwand in der Menge hochwertiger Fotos wider?

Das führt zu der Frage: Was ist für ein gutes Foto nötig? Sicher kommt es auf die gestalterischen und technischen Fähigkeiten des Fotografen an, und auch die verwendete Technik hat einen Einfluß. Wir möchten mit unserer Ausstellung zeigen, daß die Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie wichtiger ist als die eingesetzte Kameratechnik.

Jens' Titelrahmen der Ausstellung

Nun hätten wir als Kontrast zu den neuesten digitalen Spiegelreflex-Kameras vieles verwenden können: Digitalkameras im Hosentaschenformat, analoge Wegwerfkameras, selbst Mobiltelefone. Wir haben uns aber für alte analoge Mittelformatkameras entschieden, die heute für wenig Geld auf dem Flohmarkt zu finden sind.

Daraus ergab sich die Notwendigkeit, das Entwickeln von Filmen und Vergrößern von Negativen zu erlernen. Wir haben uns nach dem Fotografieren also nicht an den Rechner gesetzt, sondern in der Dunkelkammer mit Licht und chemischen Substanzen gearbeitet. Es ist immer wieder faszinierend, wenn sich im Entwickler das Bild auf dem Fotopapier manifestiert und Abzüge wie die ausgestellten unmittelbar unter den eigenen Händen entstehen.

Wieviel Kamera braucht man also? Keineswegs viel, im Gegenteil: Je weniger man sich an der Technik berauscht, desto mehr kann man das Bildermachen genießen. Je mehr man über das Foto reflektiert und je weniger Denkarbeit man der Kamera überläßt, desto mehr lernt man über Fotografie, und das Bild gewinnt.

Über die Rahmen: Von den jeweils zusammen gezeigten Bildern wurde eines mit einer alten Mittelformatkamera aufgenommen, das andere zeigt genau diese Kamera in einem passenden Kontext und wurde ebenfalls analog aufgenommen und weiterverarbeitet. Alle eingesetzten Kameras arbeiten mit 120er Rollfilmen, für die Abzüge haben wir Schwarzweiß-Barytpapier verwendet, und einige der Bilder verdanken ihren Farbton der Entwicklungstechnik oder nachträglicher chemischer Tonung. Dabei war es übrigens sehr interessant zu sehen, wie die meisten bekannten digitalen Bildbearbeitungstechniken der Arbeit in der analogen Dunkelkammer entspringen.

Wir möchten an dieser Stelle dem Jenaer Fotoclub und dem Christlichen Gymnasium danken, deren Fotolabor wir benutzt haben. Insbesondere gilt mein persönlicher Dank Jens, von dem ich jede Menge über die Arbeit mit Filmen und Abzügen gelernt habe.


12.10.2015